Chronische Schmerzen bei Musikern und Überempfindlichkeit
- Caroline Roeber
- 28. März 2024
- 2 Min. Lesezeit
Musiker bringen durch ihre Kunst einzigartige Schönheit und Emotion in die Welt, doch dieser kreative Prozess erfordert auch Hingabe und körperliche Anstrengung.

Während Perfektionismus, hohe Ansprüche und ein intensives Berufsleben zu den herausfordernden Aspekten des Musikerlebens gehören, bieten sie auch eine Chance für persönliches Wachstum und die Entwicklung von Resilienz. Allerdings sind es auch Risikofaktoren für die Entwicklung von chronischen Schmerzen.
Schmerzen sind ein essentieller Bestandteil unseres Lebens, der uns vor Gewebeschäden warnt und Heilungsprozesse unterstützt. Chronische Schmerzen hingegen, die länger als drei Monate anhalten, gehen oft über die Funktion einer akuten Verletzung hinaus und führen zu Veränderungen im betroffenen Gewebe und im Nervensystem.
Bei chronischen Schmerzen ist es nicht selten, dass Patienten schon bei leichten Berührungen oder Bewegungen überempfindlich reagieren. Dieses Phänomen kommt durch die Schmerzsensibilisierung zustande.
Wie entsteht Schmerzsensibilisierung?
Die Schmerzsensibilisierung ist ein komplexer Prozess, der in zwei Hauptkategorien unterteilt werden kann: periphere und zentrale Sensibilisierung.
Die periphere Sensibilisierung tritt auf, wenn die Schmerzrezeptoren in Muskeln und Gelenken überempfindlich werden. Dies kann durch anhaltende Belastung oder wiederholte Verletzungen ausgelöst werden. Unter diesen Bedingungen können Schmerzmediatoren wie Substanz P, Glutamat und andere Chemikalien freigesetzt werden, die die Schmerzrezeptoren empfindlicher machen. Dies führt zu einer erhöhten Reizbarkeit und einer herabgesetzten Reizschwelle, wodurch selbst leichte Berührungen oder Bewegungen als schmerzhaft empfunden werden können.
Die zentrale Sensibilisierung hingegen bezieht sich auf eine verstärkte Reaktion des zentralen Nervensystems auf Schmerzsignale, die vom Körper gesendet werden. Dies kann durch eine erhöhte Exzitation der Neuronen im Rückenmark und im Gehirn oder durch eine verminderte Schmerzhemmung verursacht werden. Unter diesen Bedingungen können Schmerzsignale intensiver und anhaltender wahrgenommen werden, selbst wenn die ursprüngliche Verletzung bereits geheilt ist.
Jedes Instrument birgt spezifische Belastungen und reagiert entsprechend mit individuellen Problemzonen. Zum Beispiel können Trumpetisten durch die wiederholte Beanspruchung der Gesichtsmuskulatur und des Kiefergelenks anfällig für Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD), Kiefer- und Gesichtsschmerzen sein.
Positive Strategien zur Schmerzbewältigung
Trotz dieser Herausforderungen können Musiker positive Strategien zur Schmerzbewältigung entwickeln:
Achtsamkeit und Körperbewusstsein: Durch die Entwicklung eines Bewusstseins für die eigenen körperlichen Empfindungen können Musiker frühzeitig Anzeichen von Überlastung erkennen und entsprechend handeln. Durch Yoga, Meditation oder manuelle Techniken können sie eine bessere Körperwahrnehmung entwickeln.
Anpassung der Spieltechnik und Ergonomie: Die Optimierung der Spieltechnik und die Nutzung ergonomisch angepasste Instrumente (Gurt, Kinnstütze, Daumenstütze...) können dazu beitragen, unnötigen Stress auf Muskeln und Gelenke zu reduzieren.
Regeneration und Pausen: Regelmäßige Pausen und Erholungsphasen sind entscheidend, um dem Körper Zeit zur Regeneration zu geben und eine Überlastung zu vermeiden.
Indem Musiker ein Bewusstsein für die Mechanismen der Schmerzsensibilisierung entwickeln und proaktiv Strategien zur Prävention und Bewältigung implementieren, können sie ihre Gesundheit schützen und ihre musikalische Leistungsfähigkeit verbessern. Dies ermöglicht es ihnen, weiterhin mit Leidenschaft und Freude Musik zu machen und ihr volles kreatives Potenzial auszuschöpfen.
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